Der bestehende gravierende Missstand hinsichtlich Ausmaß und Verteilung der luftverkehrsbedingten Belastungen (Lärm und Dreck), verursacht durch den innerstädtisch gelegenen Hamburger Verkehrsflughafen, baut auf drei Säulen: Arroganz der Macht, Ignoranz der Masse und Apathie der Betroffenen. Im Zentrum dieser „Dreifaltigkeit“ steht die Billigfliegerei. Ihr wird auf Gedeih und Verderb gehuldigt. Ryanair-Chef Michael Kevin O’Leary drückt es extrem, aber zutreffend aus: „Ihr Deutschen würdet noch nackt über Glas kriechen, um billig fliegen zu können“.
Abb.: „Dreifaltigkeitsikone“ von Andrei Rubljow (etwa 1411)
Unter Arroganz (Hochmut) versteht man den Charakter von Personen, die ihren eigenen Wert, ihren Rang oder ihre Fähigkeiten überhöht wahrnehmen – hier sind es die Entscheidungsträger (m/w) in Politik und Verwaltung. Anstatt den Fluglärm aktiv zu bekämpfen, wird mantragleich versucht, das Belastungsübermaß zu negieren und die sich zu Recht beschwerenden Bürgerinnen und Bürger zu problematisieren. Dank der allzu wirtschaftshörigen Gesetzgebung setzen die offiziell Handelnden allein darauf, dass ihr Schaffen legal sei; der Unterschied zu legitimen Handlungen interessiert sie nicht.
Ignoranz (Unwissen, Unwille) zeichnet sich dadurch aus, dass eine Person etwas nicht kennt, nicht wissen will oder absichtlich nicht beachtet; d.h. willentlich missachtet – hier ist es das Recht auf körperliche und seelische Unversehrtheit der Betroffenen. Acht von zehn Hamburgerinnen und Hamburgern nutzen den Ramschflughafen „Helmut Schmidt“, ohne selbst vom Fluglärm und Flugdreck belastet zu werden. In der heutzutage vorherrschenden Spaßgesellschaft bildet die rücksichtlose, kurzfristige Lustbefriedigung die Lebensmaxime. Gemeinsinn ist ihnen zuwider; Narzissmus dominiert. Hauptsache das individuelle Tagesgeschehen lässt sich in den (a)sozialen Netzwerken selbstinszenierend posten.
Mit Apathie bezeichnet man die Teilnahmslosigkeit, mangelnde Erregbarkeit und Unempfindlichkeit gegenüber äußeren Reizen – hier dem Übermaß des Fluglärms. Seit Jahrzehnten kämpfen engagierte Anwohnerinnen und Anwohner des Flughafengeländes sowie Bewohnerinnen und Bewohner der An- und Abflugkorridore darum, dass das Belastungsausmaß verringert wird oder mindestens, dass bestehende Schutzregeln (Nachtflugbeschränkung, Bahnbenutzung) eingehalten werden. Kurzfristig vor Wahlen – in denen die Machtverhältnisse zu kippen drohen – werden als Reaktion auf die Proteste medial wirksam Punktepläne verabschiedet und Offensiven gestartet. Anschließend wird das alles jedoch rasch wieder vergessen und die Betroffenen werden erneut alleingelassen. Dies führt dazu, dass ein Teil sich resigniert zurückzieht und mit der Opferrolle abfindet.
Über die Volkspetition „Nachts ist Ruhe – Fair für alle, gut für Hamburg“ des BUND Hamburg soll das bestehende Fluglärm-Trilemma durchbrochen werden. Kommen mindestens 10.000 gültige Unterschriften zusammen, muss sich die Hamburger Bürgerschaft mit der Forderung eines echten Nachtflugverbotes (werktags von 22 Uhr bis 6 Uhr, an Sonn- und Feiertagen von 22 Uhr bis 8 Uhr) öffentlich auseinander setzen. Im Gegensatz zur bestehenden Nachtflugbeschränkung, die es ermöglicht, dass es nahezu in jeder Nacht zu Überschreitungen der offiziellen Betriebszeit kommt, ohne dass hieraus erkennbare Konsequenzen für die Zustandsstörer (Flughafenbetreibergesellschaft) und Handlungsstörer (Fluggesellschaften) kommt, würde ein echtes Nachtflugverbot – welches gleichsam zielführend und verhältnismäßig ist – einen echten Interessensausgleich zwischen direkten und indirekten Belastungsverursachern einerseits und betroffenen Bürgerinnen und Bürgern andererseits bewirken.
Um das Ziel zu erreichen, muss die in Teilen bestehende Ignoranz der Masse sowie die Apathie der Betroffenen überwunden werden. Tragen Sie zur Konfliktlösung bei! Unterschreiben Sie die Volkspetition; durchbrechen Sie die Arroganz der Macht!